Das Ganslessen in Niederösterreich findet typischerweise im November statt, und dies hat mehrere historische und kulinarische Gründe. Der November markiert den Beginn der kühleren Jahreszeit, wenn die Temperaturen sinken und der Herbst langsam in den Winter übergeht. Zu dieser Zeit erreichen die Gänse ihre optimale Schlachtreife, was eine reichliche Verfügbarkeit und eine ausgezeichnete Qualität des Geflügels gewährleistet. Die kühleren Temperaturen begünstigen zudem die Zubereitung von schweren, herzhaften Gerichten, die für die kalte Jahreszeit typisch sind.
Historisch betrachtet war der November auch traditionell eine Zeit des Dankes und der Ernte, in der die Bauern nach einer langen Saison der Feldarbeit und Erntezeit für ihre harte Arbeit belohnt wurden. Das Ganslessen entwickelte sich so zu einem festlichen Anlass, der das Ende der Erntezeit und den Beginn der ruhigeren Wintermonate feiert.
Darüber hinaus fällt das Ganslessen zeitlich oft in die Nähe von Feiertagen wie dem Martinstag, der am 11. November gefeiert wird und eng mit der Gans in Verbindung steht. Der Martinstag ehrt den Heiligen Martin von Tours, der der Legende nach seine Bescheidenheit bewies, indem er sich als Bischof versteckte, um seine Wahl zu vermeiden. Seine Verbindung zur Gans stammt aus einer Legende, die besagt, dass Martin sich aus Demut in einem Gänsestall versteckte, bevor er als Bischof eingesetzt wurde. Diese Legende hat dazu beigetragen, die Gans als Symbol für den Martinstag zu etablieren und somit das Ganslessen im November zu festigen.
Insgesamt ist der November in Niederösterreich nicht nur die perfekte Zeit, um die reifen und schmackhaften Gänse zu genießen, sondern auch eine Zeit, um die Ernte und die Traditionen zu feiern, die tief in der regionalen Kultur verwurzelt sind. Das Ganslessen im November ist somit nicht nur ein kulinarisches Ereignis, sondern auch ein Fest der Dankbarkeit und des kulturellen Erbes, das die Menschen zusammenbringt, um die reiche Geschichte und die kulinarischen Genüsse Niederösterreichs zu würdigen.
