Die ehemalige Reitschule in Grafenegg wird saniert und zum Rudolf Buchbinder-Saal. Im Bild: Philipp Stein, Geschäftsführer von Grafenegg, Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Rudolf Buchbinder, künstlerischer Leiter von Grafenegg im Palais Niederösterreich in Wien. (v.l.n.r.)
An das vor mehr als einer Woche im Festspielhaus St. Pölten über die Bühne gegangene Konzert im Zeichen des Dialogs und der Solidarität mit der Ukraine erinnerte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am heutigen Montag im Palais Niederösterreich in Wien, wo sie gemeinsam mit Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, Rudolf Buchbinder, dem künstlerischen Leiter von Grafenegg, und Philipp Stein, dem Geschäftsführer von Grafenegg, die Pläne für den Umbau der ehemaligen Reitschule in Grafenegg zum Rudolf Buchbinder-Saal bekanntgab.
„Diese Veranstaltung in der völkerverbindenden Sprache der Musik hat Werte wie Weltoffenheit, Toleranz, Freiheit und Sicherheit vermittelt, die anderswo keine Selbstverständlichkeit sind, in Niederösterreich aber – nicht zuletzt dank Kunst und Kultur – gelebt werden“, betonte dabei die Landeshauptfrau und verwies insbesondere auf die über 15-jährige Erfolgsgeschichte von Grafenegg als „Kulturstandort von nationaler und internationaler Strahlraft, wo von den besten Orchestern und Solisten der ganzen Welt Kunst und Kultur auf höchstem Niveau zu leistbaren Preisen für alle geboten werden“.
Grafenegg habe aber nicht nur eine sehr erfolgreiche Entwicklung hinter, sondern auch vor sich, fuhr Mikl-Leitner fort: „Nach der Verlängerung des Bestandsvertrages um weitere 50 Jahre können wir heute die Renovierung und Modernisierung der in die Jahre gekommenen Reitschule verkünden. Mit einem neuen Dach, einer verbesserten Akustik und einer neuen Elektronik- und Multimediaausstattung wird sie zu einem dritten vollwertigen Konzertsaal auf der Höhe der Zeit, der vor allem auch jungen Musikern aus der ganzen Welt eine Bühne bieten soll“.
Dass sich bei der Drittelung der Gesamtkosten von 15 Millionen Euro neben der Grafenegg KulturbetriebsgesmbH und dem Land Niederösterreich auch der Bund mit 5 Millionen Euro beteilige, wertete die Landeshauptfrau als Zeichen dafür, „dass dem Bund nicht nur Salzburg oder Bregenz, sondern auch Grafenegg als Aushängeschild für die gesamte Republik wert und wichtig ist“. Den neuen Namen des Konzertsaales bezeichnete Mikl-Leitner abschließend als Akt der Wertschätzung gegenüber Rudolf Buchbinder: „Er hat die Entwicklung Grafeneggs von der ersten Minute an vorangetrieben und es zu einem Musikstandort von internationalem Format gemacht“.
Andrea Mayer zeigte sich froh, dass das Motto „Aus der Krise hinausinvestieren“ in großem Umfang auch auf Kunst und Kultur zutreffe: „Standorte wie Grafenegg sind Lebensader, Visitenkarten und Aushängeschilder für das Kulturland Österreich, ihre Sanierung und Renovierung ist eine der wichtigsten Aufgabe der Kulturpolitik. Kunst und Kultur brauchen Tradition ebenso wie Zeitgenössisches, Klassik ebenso wie Avantgarde. Grafenegg bietet den Stars gleichermaßen eine Bühne wie dem zeitgenössischen Musikschaffen und der Aus- und Weiterbildung“.
Grafenegg sei heute aus der internationalen Klassikszene nicht mehr wegzudenken. Besonders erfreulich sei, dass das denkmalgeschützte Juwel der Reitschule maßgeblich der Jugendarbeit und damit der Völkerverbindung zugutekommen werde. Die Bundesmittel in der Höhe von jährlich 1,25 Millionen Euro von 2022 bis 2025 seien sowohl Investitionszuschüsse als auch Mitteln aus dem Denkmalschutz, präzisierte die Staatssekretärin abschließend.
Rudolf Buchbinder erinnerte daran, dass er vor 40 Jahren, gemeinsam mit den Tonkünstlern, erstmals in der Reitschule aufgetreten und Grafenegg mit der Gründung des Festivals zu seiner zweiten Heimat geworden sei: „Ich bin zutiefst gerührt, dass der Konzertsaal in Zukunft meinen Namen tragen wird und kann es kaum erwarten, hier Spitzenkünstler aus aller Welt hören zu können“.
Philipp Stein sagte, die Reitschule sei in den Jahren 1841 bis 1845 in klassizistischem Stil erbaut worden, das Dach – eine Stahlkonstruktion mit Asbesteternit – stamme aber aus dem Jahr 1978. Das erfordere eine vollständige Neuerrichtung der Dachkonstruktion: „Außen bleibt das historische Gebäude bestehen, innen wird sich der Konzertsaal auf der Höhe der Zeit präsentieren“. Das Finanzierungsdrittel der Grafenegg KulturbetriebsgesmbH umfasst neben langjährigen Partnern auch verschiedene Fundraising-Projekte: Den Anfang machen symbolische Klangbausteine, die ab einem Betrag von 5 Euro online oder in den Grafenegg-Kartenbüros erworben werden können. Der Startschuss fällt im Sommer 2022 mit einem EU-weiten Wettbewerbsverfahren für den Generalplaner. Baubeginn ist nach dem Grafenegg Festival 2024, die Fertigstellung ist für Sommer 2026 geplant.