Die Nationalratswahl in Österreich hat ein Ergebnis hervorgebracht, das in die Geschichte eingehen wird. Mit einer ungewöhnlich hohen Wahlbeteiligung haben die Wählerinnen und Wähler eine deutliche Botschaft an die politische Landschaft des Landes gesendet. Erstmals belegt die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) unter der Führung von Herbert Kickl den ersten Platz und lässt damit die übrigen Parteien weit hinter sich.
Für die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) war diese Wahl ein bitterer Rückschlag. Mit einem historisch schlechten Ergebnis stürzte die Partei auf den dritten Platz ab – ein Umstand, der so in der Zweiten Republik noch nie vorgekommen ist. Auch die Österreichische Volkspartei (ÖVP), die in den letzten Jahren das Kanzleramt innehatte, musste erhebliche Verluste hinnehmen und fiel auf den zweiten Platz zurück.
Keine Siegesstimmung bei den Verlierern
Während sich in den Parteizentralen der SPÖ und der ÖVP gedrückte Stimmung breit machte, wurde bei den Freiheitlichen ausgelassen gefeiert. Der Wahlsieg der FPÖ markiert eine Zäsur in der österreichischen Politik, und viele in der Partei sehen dies als ein klares Zeichen für den Wunsch nach einem politischen Richtungswechsel im Land.
Jedoch wurde die Euphorie des Wahlabends von Zwischenfällen überschattet. Bereits am gleichen Abend gab es Proteste von radikalen linken Gruppen, die gegen den Wahlsieg der Freiheitlichen Partei demonstrierten ua. auch die Antifa. Auch auf der Wahlparty der FPÖ kam es zu Spannungen: In den Toiletten wurden Drohungen entdeckt, und es wurde versucht, die Feier zu stören. Demonstranten, die teilweise gewaltsam vorgingen, konnten jedoch von der Polizei eingekesselt und unter Kontrolle gebracht werden. Es kam zu vereinzelten Auseinandersetzungen, in denen Gäste der FPÖ-Feier beleidigt und mit Getränken übergossen wurden. Plakate mit Aufschriften wie „Ickl ist ein Azi“ und „Lasst Nazis nicht regieren und niemals aufmarschieren“ wurden von den Protestierenden hochgehalten.
Bundespräsident Van der Bellen meldet sich zu Wort
In den späten Abendstunden meldete sich auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu den Wahlergebnissen. Welche politische Richtung Österreich nun einschlagen wird, bleibt unklar. Es ist noch offen, welche Partei mit der Regierungsbildung beauftragt wird und welche Koalition letztlich das Land regieren wird.
Wähler senden klares Signal
Diese Nationalratswahl hat unmissverständlich gezeigt, dass viele Österreicherinnen und Österreicher mit der bisherigen Politik unzufrieden sind. Der Aufstieg der FPÖ und der Absturz der traditionellen Großparteien sind deutliche Anzeichen dafür, dass sich die Bürgerinnen und Bürger einen grundlegenden Wandel wünschen. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, welche politischen Kräfte das Vertrauen der Wähler rechtfertigen können und ob es den Parteien gelingt, stabile Regierungsverhältnisse zu schaffen.
Fest steht: Die politischen Karten in Österreich wurden neu gemischt, und die nächsten Tage und Wochen dürften spannende Entwicklungen bringen.
Titelbild: Facebook/FPÖ