In der Wachau, dem bekanntesten Anbaugebiet, rechnet man in dieser Saison mit einer mengenmäßig unterdurchschnittlichen, nichtsdestotrotz qualitativ hervorragenden Ernte. „Zwar hat der Spätfrost im April die Zahl der Früchte reduziert“, berichtet Franz Reisinger, Obmann des 215 Mitgliedsbetriebe umfassenden Vereins „Wachauer Marille“, dem NÖ Wirtschaftspressedienst, „dafür ist die Güte des Obsts aber ausgezeichnet.“
Die Marillenernte in der Wachau wird in den letzten Juni- bzw. ersten Julitagen starten und dann zwei bis drei Wochen andauern. „Die Nachfrage ist auch heuer wieder sehr groß“, sagt Reisinger. Zwei Drittel der Marillenmenge erwerben die Kunden direkt bei den Obstbauern zwischen Melk und Krems, ein Drittel der Früchte wird zu Destillaten und Likören, Marmeladen und Marillennektar verarbeitet. In der Wachau wachsen auf 350 Hektar geschätzte 100.000 Marillenbäume.
Schon 1995 hatte die Europäische Union der Wachauer Marille wegen ihres einzigartigen Geschmacks eine geschützte Ursprungsbezeichnung bewilligt. Auch der Verein „Wachauer Marille“ will die Unverwechselbarkeit des Edelobsts kommunizieren: Seit 2004 kennzeichnen die Mitgliedsbetriebe die Früchte mit einem eigenen Markenzeichen – dem für die Region typischen Pflückkorb, versehen mit dem Schriftzug „Original Wachauer Marille“.
Große wirtschaftliche Bedeutung hat die Marille auch in ihren zu den verschiedensten Speisen und Getränken weiterverarbeiteten Formen und damit für die Gastronomie und den Tourismus insgesamt. Die Wachauer Mitgliedsbetriebe der Vereinigung „Niederösterreichische Wirtshauskultur“ – eine Qualitätsgemeinschaft von Restaurants und Gasthöfen – präsentieren daher auch heuer wieder einen besonderen saisonalen Schwerpunkt mit allen erdenklichen Zubereitungsformen der ursprünglich aus China stammenden Früchte: Auf den Speisekarten der Lokale finden sich dann kulinarische Köstlichkeiten wie Marillenknödel, Strudel, Kuchen, Marmeladen, Liköre und Marillenbrand.
Die Bedeutung der Marille als Wirtschaftsfaktor ist somit auch in diesem Jahr nicht zu unterschätzen. Sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Gastronomie und den Tourismus spielt sie eine zentrale Rolle und trägt wesentlich zur wirtschaftlichen Vielfalt und Attraktivität der Region bei.